Von der Gründung bis zum Weltkrieg
Wir schreiben das Jahr 1920. Der 1. Weltkrieg ist gerade zu Ende. Friedrich Ebert ist im Jahr zuvor zum ersten deutschen Reichspräsidenten gewählt worden. Der ebenfalls im Jahr zuvor unterzeichnete Friedensvertrag von Versailles tritt in Kraft. Aufgrund des Kapp-Putsches muss die Reichsregierung aus Berlin fliehen. Durch einen Generalstreik wird dieser rechtsgerichtete Umsturzversuch aber schon bald beendet. Die politische Situation bleibt sehr labil, es regieren drei verschiedene Reichskanzler. Am 6. Juni wird der erste deutsche Reichstag gewählt. Die beliebtesten Vornamen sind Ursula, Hildegard und Ilse, sowie Hans, Helmut und Karl. Richard von Weizsäcker, Johannes Paul II. und Fritz Walter werden geboren. Von April bis September finden in Antwerpen die VII. Olympischen Spiele der Neuzeit statt, mit Sommer- und Wintersportarten. Zum ersten Mal nach dem Weltkrieg werden wieder die deutschen Fußballmeisterschaften ausgetragen, Meister wird der 1. FC Nürnberg. Bei einem schweren Erdbeben in China Ende des Jahres kommen 200.000 Menschen zu Tode.
Und in Ober-Klingen? Dort ist es ruhiger. Hier findet wie jedes Jahr das vom "Waldpfarrer" Karl-Ernst Knodt ins Leben gerufene Waldfest auf dem Neun-Morgen statt. Und in diesem Jahr kommt auch ein Posaunenchor aus Frankfurt, um die Gemeinde musikalisch zu begleiten. Dadurch werden einige junge Männer inspiriert, in der eigenen Gemeinde auch solch einen Chor zu gründen. Zunächst einmal müssen die nötigen Instrumente für dieses Vorhaben organisiert werden. Woher soll man das nötige Kleingeld nehmen? Wie oben schon erwähnt sind die Zeiten doch recht unsicher und nicht stabil. Die "Väter" des zu gründenden Chors nehmen die Schulden erst einmal auf sich. Anfang des Jahres 1921 findet ein Kirchenkonzert unter Mitwirkung aller Chöre des Ortes statt, der Erlös kommt dem Posaunenchor zugute. Der Rest wird durch eine Sammlung in der Gemeinde finanziert, so dass alle Schulden beglichen werden können. Und so passiert es, dass Heiligabend 1921 acht Bläser unter Leitung des ersten Chordirigenten Pfarrer Georg Wilhelm Sehrt zwei Choräle in der Ober-Klinger Kirche zum Besten geben. Der Posaunenchor Ober-Klingen ist gegründet! Es sollen hier natürlich auch die Namen der acht Bläser erwähnt werden: Karl Hotz, Philipp Riedel, Georg Reeg, Heinrich Busch, Johannes und Jakob Stuckert, Jakob Klotz und Fritz Leinert. Schon Ende 1923 zählt der Posaunenchor 13 Mitglieder. In der kurzen Zeit seines Bestehens habe er schon "Erstaunliches geleistet". 1925 wird auch erstmals auf dem Waldfest gespielt. Ein Bild aus dieser Zeit, vermutlich aus dem Jahr 1927, zeigt den Posaunenchor. Es ist das älteste überlieferte Bild des Chors.
Der Posaunenchor Ober-Klingen im Jahr 1927: v.l.n.r. Jakob Koch, Georg Gilch, Philipp Riedel, Johannes Stuckert, Heinrich Lohnes, Pfarrer Sehrt, Jakob Stuckert, Karl Trautmann, Michael Bohländer, Georg Reeg, Karl Hotz, Georg Hartmann, Heinrich Walter und Adam Bohländer.
Schon nach kurzer Zeit wird der Posaunenchor zu vielen Anlässen rund um den Otzberg gerufen. Nachdem Pfarrer Sehrt im Jahr 1931 nach Ueberau übersiedelt, übernimmt Jakob Stuckert das Dirigentenamt. Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs 1939 muss der Chor sein Wirken einstellen, da die meisten Bläser zum Kriegsdienst eingezogen werden.
Die Zeit nach dem Krieg
Erst im Jahr 1946, als der neue Pfarrer Rudolf Richter aus der Gefangenschaft zurückkehrt, wird der Posaunenchor wieder ins Leben gerufen. Philipp Weber übernimmt die musikalische Leitung. Weitere Bläser sind Karl Trautmann, Philipp Riedel, Fritz Leinert, Adam und Michael Bohländer, Heinrich Walter, Helmuth Rausch, Georg Lohnes, Adam Fromuth und Hans Patiga. Kurze Zeit später kommen noch Georg Weber, Wilfried Völker, Jakob Lichtner, Friedel Trabolt, Wilhelm Volz, Wilhelm Lachnit und Herbert Schriter dazu. Die Übungsstunden werden anfangs im Pfarrsaal, dann abwechselnd in den Privathäusern und schließlich für längere Zeit im Hause des Kirchenvorstehers Heinrich Walter abgehalten. In mühevoller Arbeit werden weitere junge Leute an den Posaunenchor herangeführt. So zieht der Posaunenchor für seine Proben in den Rathaussaal um. Der Chor hat wieder seinen Platz im Ober-Klinger Gemeindeleben gefunden, und auch aus den umliegenden Orten wird er wieder angefordert. So kann schließlich im Jahr 1971 das 50-jährige Bestehen gefeiert werden. Aus diesem Anlass gibt es auch einige Ehrungen für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Posaunenchor, so für Karl Trautmann, Philipp Weber, Helmuth Rausch, Georg Lohnes und Georg Weber. Der Chor nimmt zu dieser Zeit an zahlreichen Dekanats- und kirchlichen Bläsertreffen teil. Aber auch zu etlichen weltlichen Veranstaltungen wird er eingeladen.
Von den 80er Jahren bis heute
In den Folgejahren ist der Posaunenchor immer viel beschäftigt. Auch bei anderen Veranstaltungen wie Ortsvereinsschießen und Fußballturnieren ist er beteiligt. Ein besonderer Höhepunkt ist sicherlich die Ausrichtung der Ober-Klinger Kirchweih vom 26.09. bis 29.09.1980. Unter Mitwirkung aller Posaunenchormitglieder und deren Familien wird die Kerb zu einem vollen Erfolg. Im Jahr 1981 kann der Posaunenchor im Rahmen des Erntedankfestgottesdienstes sein 60-jähriges Jubiläum feiern. Landesposaunenwart Horst Wetzlar nimmt aus diesem Anlass wieder verschiedene Ehrungen vor.
Fünf Jahre später kann das 65-jährige Jubiläum gebührend gefeiert werden. Schließlich übergibt nach 40 Jahren Dirigententätigkeit Philipp Weber endgültig die musikalische Leitung an Georg Weber, der bis ins Jahr 2007 den Posaunenchor leitet. Ein weiterer Höhepunkt ist die Fahrt nach Lencloître/Frankreich im Juli 1986 zusammen mit dem Posaunenchor Habitzheim, wo in der ehemaligen Klosterkirche ein Konzert gegeben wird. Die Spenden, die bei diesem und anderen Konzerten erzielt werden, können an gemeinnützige Einrichtungen weitergegeben werden.
Hier finden Sie uns (fast) jeden Freitag:
Schwimmbadstraße 45, 64747 Breuberg ST Sandbach
Volkshausstraße 7, 64853 Otzberg